Rund 16 Millionen Riester-Verträge haben die Deutschen abgeschlossen. Nach anfänglicher Euphorie ist die Riester-Rente in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik geraten. Nachdem die Zahl der Verträge bis einschließlich 2013 zunahm, stagniert sie seitdem weitestgehend. In diesem Artikel erfahren Sie, ob sich der Abschluss einer Riester-Rente überhaupt noch lohnt.
Wer riestert, erhält attraktive Zulagen und Steuervorteile vom Staat. Doch für wen lohnt sich das?
Die Riester-Rente wurde 2002 als private Altersvorsorge in Ergänzung zum gesetzlichen Rentensystem ins Leben gerufen. Ziel ist es, damit vor allem Geringverdienern eine zusätzliche private Vorsorgemöglichkeit zu bieten. Denn die Riester-Rente wird staatlich gefördert. Die maximale Zulage pro Jahr betrug bisher 154 Euro, seit diesem Jahr sind es 175 Euro. Bereits fünf Euro pro Monat reichen aus, damit der Vertrag förderungsberechtigt ist. Dabei handelt es sich um den sogenannten Sockelbeitrag in Höhe von jährlich 60 Euro. Durchschnittlich sollten vier Prozent des Einkommens eingezahlt werden.
Verschiedene Zulagen vom Staat
Besonders lukrativ ist der Vertrag für Eltern. Ein Elternteil bekommt pro Jahr und Kind zusätzlich 300 Euro an Zulage. Berufseinsteiger bis 25 Jahre werden im ersten Jahr ihrer Einzahlung mit einem Berufseinsteigerbonus in Höhe von 200 Euro belohnt. Neben den Zulagen gibt es noch die steuerliche Förderung. Denn die Beiträge zur Riester-Rente können bis zu 2.100 Euro pro Jahr als Sonderausgaben von der Steuer abgesetzt werden. Das gilt beispielsweise auch für Selbstständige, die keinen Anspruch auf die Zulagen haben.
Anzahl der abgeschlossenen Riester-Verträge
von 2001 bis zum 3. Quartal 2017 |
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Jahr | Anzahl Riester-Verträge |
2001 | 1.400.000 |
2002 | 3.322.000 |
2003 | 3.889.000 |
2004 | 4.086.000 |
2005 | 5.358.000 |
2006 | 7.970.000 |
2007 | 10.596.000 |
2008 | 12.248.000 |
2009 | 13.454.000 |
2010 | 14.462.000 |
2011 | 15.426.000 |
2012 | 15.746.000 |
2013 | 16.000.000 |
2014 | 16.293.000 |
2015 | 16.489.000 |
2016 | 16.542.000 |
Q1 2017 | 16.514.000 |
Q2 2017 | 16.510.000 |
Q3 2017 | 16.535.000 |
Quelle: Statista/BMAS
Der Grund, warum die Riester-Rente zuletzt in Verruf geraten ist, hängt vor allem mit den mageren Renditen zusammen. Dafür wiederum gibt es unterschiedliche Gründe. Das liegt schon allein daran, dass es nicht das eine Riester-Produkt gibt. So kann man beispielsweise in einen Banksparplan, in eine klassische Rentenversicherung, in Fondsparpläne oder Wohnriester einzahlen. Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsen werfen Banksparpläne natürlich weniger Rendite ab als beispielsweise die Aktienmärkte, in die Fonds investieren.
Kapitalgarantie und Abschlussgebühren
Da die Riester-Rente aber immer mit einer Kapitalgarantie verbunden ist, führt dies dazu, dass selbst Fondssparpläne mitunter nicht so lukrativ sind, wie sie sein könnten. Denn was eigentlich gut gemeint ist, nämlich das Sparer mindestens ihre Einzahlungen zurückerhalten, führt mitunter dazu, dass Versicherer eher konservativ investieren und die Rendite darunter natürlich leidet.
Außerdem haben schwarze Schafe mit horrenden Abschlussgebühren dem Image der Riester-Rente geschadet. In den ersten Jahren wird häufig nur die Abschlussgebühr abbezahlt, statt tatsächlich Kapital zu bilden. Für wen lohnt sich die Riester-Rente also noch?
Geringverdiener profitieren am stärksten
Aufgrund der Gebühren gilt: Je jünger der Versicherte, desto lohnenswerter ist Riester. Zumal man natürlich jedes Jahr aufs Neue die Zulagen erhält, die sich über die Jahre summieren. Sie müssen nicht jährlich, sondern nur einmalig beantragt werden. Gerade Geringverdiener profitieren von den Zulagen. Aber auch Besserverdiener schätzen die Steuerstundung durch die nachgelagerte Besteuerung. Denn nicht die Einzahlungen, sondern die Auszahlungen werden bei Riester besteuert.
Damit sich Riestern auch wirklich lohnt, sollte man bewusst nach Verträgen mit geringer oder gar keiner Abschlussgebühr fragen. Die gibt es nämlich durchaus, werden aber nur wiederwillig angeboten. Wer Durchhaltevermögen beweist, profitiert noch immer von den Vorteilen der Riester-Rente. Außerdem kann man sie bei geänderten Umständen einfach beitragsfrei stellen und zur Not sogar auszahlen lassen, dann aber ohne die staatlichen Zulagen.